Lebensleicht – Kolumne in der Regie Die Neue, erschienen am 19.3.21

Egal wie mal zur Maskenpflicht steht, eins lässt sich nicht abstreiten: Begegnungen sind deutlich anstrengender. Oder können es zumindest sein. Die unsichtbare Mimik im Gesicht unseres Gegenübers macht uns zu schaffen. Wenn auch nur unbewusst. Ein Lächeln – so die Lachforschung – kann aus 200 Metern Entfernung erkannt werden. Zu früheren Zeiten konnte man so schon von weitem erkennen, ob man vorsichtshalber den Speer zücken sollte oder eine bevorstehende Begegnung friedlich abläuft. So erstaunt es nicht, dass es manchmal scheint, als liefen zurzeit viele mit einer Waffe im Anschlag durch den Alltag. Der unbewusste Kampfmodus in uns läuft weiter, da die Entwarnung in Form eines unverbindlichen Lächelns fehlt.

Das Tragen einer Maske wird uns voraussichtlich noch eine Weile begleiten, warum es sich meiner Ansicht nach lohnt, neue Strategien auszuprobieren. Mein Tipp: Blickkontakt. Achten Sie einmal darauf, wie oft Sie mit anderen Menschen Augenkontakt aufnehmen. Ob zu Hause, beim Einkaufen, bei der Arbeit oder wenn Sie beim Spazieren jemandem begegnen. Haben Sie schon bemerkt, dass wir selbst in einem persönlichen Gespräch häufig mit den Augen nicht bei unserem Gegenüber verweilen, sondern unser Blick durch den Raum schweift? Wenn wir unsere Gesprächspartner*innen anschauen, dann eher auf den unteren Teil des Gesichts. Augenkontakt aufnehmen und sogar halten, braucht Mut. Nicht um sonst gelten die Augen als sprichwörtliches Tor zur Seele. Ein Blick sagt mehr als tausend Worte und lässt in einem kurzen Moment mehr erkennen als lange Reden. Ein direkter Blickkontakt ist ehrlicher und hat mehr Wirkung als ein aufgesetztes Höflichkeitslächeln. Sogar das Jammern fällt schwerer, wenn man sich dabei in die Augen schaut. In der momentanen Zeit zwei gute Gründe es auszuprobieren, finden Sie nicht auch?

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